Der Hausrotschwanz.

Wolfgang Dornberger (NABU Niederstetten) porträtiert den bei uns im Siedlungsbereich vorkommenden Vogel.

Die Fotos von Rudi Dehner bitte anklicken!

 

von Wolfgang Dornberger:

 

Der Hausrotschwanz ist in Deutschland nicht gefährdet. Große Bestandsveränderungen sind derzeit nicht erkennbar, eher eine Stabilisierung auf hohem Niveau. Der Brutbestand in Baden-Württemberg beträgt aktuell 150.000 bis 200.00 Reviere.

 

Adulte Männchen sind grauschwarz mit deutlich weißen Flügelfeld. Weibchen und einjährige Männchen überwiegend rußig braungrau (siehe Fotos). 13 bis 14,5 cm groß. Typisch für den Hausrotschwanz ist die evolutionsbiologisch interessante verzögerte Gefiederreifung, denn im Laufe der Jugendmauser erwerben die Männchen sehr häufig ein weibchenähnliches Federkleid.

 

Stimme: Lock- und Erregungsruf rauh und ziemlich scharf pfeifend „fist“; oft vielfach wiederhold; bei größerer Beunruhigung mit hartem „teck“ kombiniert „first teck-teck-teck“. Gesang laut, oft schon in der Morgendämmerung auf hoher Warte (Dachfirst, Schornstein, Antenne u.a.); meist vier Teile, beginnend mit mehreren Pfeiftönen und einer klappernden Tonreihe, gefolgt von einer kurzen Pause, danach ein merkwürdig knirschender Ton, worauf Strophe in einigen kurzen Pfeiftönen ausklingt. Zum Beispiel „sisrüswiswi“. Singt auch intensiv bis in die Dämmerung. Auffälliger Reviergesang im Herbst bis Anfang November.

 

Charakteristisch ist das Knicksen mit ihren Beinen. Ebenso typisch ist der zitternde und vibrierend rostrote Schwanz in aufrechter Haltung.

 

Die enge Verwandtschaft zum Gartenrotschwanz ist aus der im Freiland nicht seltenen Hybridisierung der beiden Arten erkennbar. Ein Hybridnachweis von einem vorjährigen Männchen vom 21.04. bis 16.05.1996 in Niederstetten.

 

Das Verbreitungsgebiet der bei uns brütenden Hausrotschwanz-Unterart gibraltariensis-Gruppe ist neben Vorkommen in NW-Afrika und der Türkei, im Wesentlichen auf Europa beschränkt. Der Hausrotschwanz ist ein Kurzstreckenzieher. Unsere Brutvögel überwintern nach Ringfunden von Zentralfrankreich, dem Osten der Iberischen Halbinsel über das Mittelmeergebiet bis nach Nordafrika.

 

Der Hausrotschwanz ist bei uns überwiegend von Ende Februar/Anfang März bis Oktober, als Durchzügler bis Ende November, anzutreffen. In den Wintermonaten einzelne Beobachtungen und Überwinterungsversuche.

 

Da der Hausrotschwanz ausgeprägter Nischenbrüter ist, befinden sich seine Nester meist an Gebäuden, in Felswänden und Steinbrüchen. Optimal sind für die Art in Siedlungsgebieten locker bebaute Bereiche mit hohen Einzelstrukturen und geringen Baum- und Strauchschichtanteilen. Wichtig sind geeignete Nahrungsflächen sowie ein gutes Nahrungs- und Nistplatzangebot.

 

 Auch auf dem Durchzug und im Winterquartier werden offene, übersichtliche Lebensräume mit kurzrasiger, lückiger Vegetation bevorzugt.

 

Auf dem Wegzug, Einzelvögel aber auch in kleineren, lockeren Trupps auf Ackerflächen, Weiden, nicht selten vergesellschaftet mit zum Beispiel Braunkehlchen.

 

Aufgrund der sehr unterschiedlichen Ankunftszeiten, Revierbesetzungen und Brutperioden und zwei (in einigen Fällen auch dreier) Jahresbruten ist ein eindeutiges Muster der Legebeginne nicht erkennbar. Im Mittel enthielten die Gelege in Baden-Württemberg 4,7 Eier (2 bis 7 Eier) und eine mittlere Brutdauer von 13,2 (12-17) Tagen. Bei ungestörten Bruten verlassen die Jungen in der Regel nach 15 Tagen das Nest und werden von den Altvögeln bis zu zwei Wochen weiter betreut.

 

Das Nahrungsspektrum ist ebenso wie die Beutegröße sehr vielseitig, besteht aber ganz überwiegend aus bodenlebenden Insekten, anderen Arthropoden, sowie Schnecken und Beeren von zum Beispiel Schwarzen Holunder, Pfaffenhütchen oder vom Wilden Wein. Die Beeren werden im Rüttelflug oder pickend vom Boden aufgenommen.