Der Kiebitz.

Wolfgang Dornberger (NABU Niederstetten) porträtiert den Feld- und Wiesenbrüter.

Das Foto von Rudi Dehner bitte anklicken!

 

von Wolfgang Dornberger:

Zum Vogel des Jahres 2024, zum zweiten Male nach 1996, wurde der Kiebitz gewählt. Der etwa taubengroße Vogel, der zur Familie der Regenpfeifer gehört, ist mit seinem schillernd schwarzweißen Gefieder und der zweizipfligen Holle am Hinterkopf mit keinem anderen Vogel zu verwechseln. Die Scharen von tausenden Kiebitzen, die vom Spätsommer vor allem in der norddeutschen Tiefebene auftauchen, erwecken den Eindruck, als sei für den Kiebitz die Welt noch in Ordnung. Bestandstrends zeichnen bis heute ein verheerendes Bild: In der Zeit von 1990 bis 2018 wurde ein Populationsrückgang in Deutschland von rund 80 Prozent dokumentiert! Der Kiebitz ist in Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht und in der Kategorie 1 der aktuellen Roten Liste (7. Fassung Stand 31.12.2019) eingestuft. Der Brutbestand in Baden-Württemberg beträgt aktuell 300 bis 400 Reviere. Im Main-Tauber-Kreis in den letzten zehn Jahren Einzelbruten im Raum Creglingen. Trupps an Heimzüglern sind vor allem in den Monaten Februar/März auf den Hochflächen zu beobachten.

 

Um mindestens eine Populationsstabilisierung zu erreichen, müssten nach Angaben des Thünen-Institutes 60 Prozent der Paare in der Normalllandschaft durch Artenschutzmaßnahmen gesichert werden. Als vielversprechendste und gleichzeitig effektivste Maßnahme für einen bestandserhaltenden Bruterfolg haben sich sogenannte „Kiebitzinseln“ erwiesen. Während der Brutzeit bleiben die „Kiebitzinseln“ in ansonsten normal bewirtschafteten Feldern brach oder werden nur spärlich mit einer Grasmischung eingesät. Erhalt/Schaffung von kleinen offenen Wasserflächen zur Brutzeit (Blänken, Mulden, temporäre Flachgewässer etc.) möglichst in Kombination auch größerer offener wasserüberfluteter Schlammflächen. Geringer Bruterfolg aufgrund massiver Prädation von Fuchs und Waschbär.

 

Kiebitze brüten von England bis nach Japan. Als Kurzstreckenzieher überwintert der Kiebitz in Frankreich, der iberischen Halbinsel und Nordafrika.

 

Als Nahrung dienen hauptsächlich kleine Bodentiere (Käfer, Regenwürmer, Tipula-Larven). Teilweise auch pflanzliche Nahrung.

 

Charakteristisch für den Kiebitz ist der klagende bis weinerliche Ruf wie zum Beispiel „kie-wi“. Gesang während des Ausdruckfluges etwa „chä-chuit“ (im Aufsteigen), „wit-wit-wit“ (im Höhenflug) und „chiu-witt“ (im Sturzflug). Männchen führen bei der Reviergründung Ausdrucksflüge durch: am Anfang niedrig über dem Boden stumm (nur Fluggeräusche), dann steiles Ansteigen und kurzer Horizontalflug., nach einem kleinen Anstieg lässt sich der Vogel in die Tiefe fallen, oft mit vollständigen Rollen. Dicht über dem Boden wird der Sturzflug abgefangen; bei hastigen Flügelschlägen.

 

Brutökologie: Neben kurzrasigem Grünland werden als Brutplatz oftmals dunkle und feuchte vegetationsarme Flächen ausgesucht, aus diesem Grunde sind auch alte, vorjährige Maisstoppeläcker sowie frisch bestellte Ackerflächen als Nestplatz attraktiv. Legezeit: Ende März bis Juni, Hauptlegezeit Anfang April bis Mitte April, eine Jahresbrut, nach Brutverlusten können bis zu fünf Nachgelege produziert werden. Erstgelege meist vier Eier, Nachgelege zwei bis vier Eier. Eier kreisel- bis birnenförmig, olivbraun; zahlreiche schwarze Flecken. Bebrütungszeit 26 bis 29 Tage. Die Küken sind Nestflüchter; Aufzuchtzeit ca. 35 Tage.

 

Nach dem Flüggewerden der Jungen versammeln sich die Kiebitze in Trupps um an Mauserplätzen ihr Gefieder zu wechseln. Abzug in die Winterquartiere mit den ersten Frostperioden.